So gelingt die Parodontitis-Behandlung

In der Zeitschrift „Der Freie Zahnarzt“ erschien 2017 der Fachbeitrag „Schwere chronische Parodontitis“. Darin beschreiben eine Kollegin und ich woran Parodontitis zu erkennen ist und stellen zielführende Therapiekonzepte anhand von zwei Fällen aus unserer Praxis vor.

Hier finden Sie eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte:

Woran ist eine Parodontitis zu erkennen?

Eine Parodontitis zeigt sich durch Entzündungen des Zahnfleisches. Es ist rot, geschwollen und blutet schnell. Das Zahnfleisch verliert zunehmend seinen natürlichen Kontakt zum Zahn und bildet so regelrechte Taschen. Vielfach zieht sich das Zahnfleisch zurück und legt die Zahnhälse frei. Die Erkrankung schreitet langsam fort, geht auch mit Knochenabbau einher und führt ohne Behandlung schließlich dazu, dass die Zähne sich zu bewegen beginnen und ausfallen können

Besonders ältere Menschen sind betroffen.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass Menschen an einer Parodontitis leiden. Studien zufolge sind insgesamt 8,2 Prozent der Erwachsenen daran erkrankt. Bei den jungen Senioren liegt der Prozentsatz bei 19,8 bei den älteren Senioren sogar bei 44,3.

Typisch: tiefe Zahnfleischtaschen.

Ob eine Parodontitis vorliegt, ermitteln wir unter anderem, indem wir die Tiefe der Zahnfleischtaschen feststellen (sondieren). Sind sie zwischen drei und vier Millimeter tief, sprechen wir von einer leichten Parodontitis. Fünf bis sechs Millimeter tiefe Taschen weisen auf eine moderate Form der Erkrankung hin. Bei sieben und mehr Millimetern handelt es sich um eine schwere Parodontitis.

Bakterien verursachen Entzündungen.

Als Ursache der Erkrankung gelten Bakterien im Zahnbelag. Risikofaktoren, die eine Parodontitis begünstigen, sind ein höheres Alter, anderweitige Infektionen im Körper, ungünstiger Stress und Rauchen. Es hängt von der Stärke des individuellen Immunsystems ab, ob es dem Körper gelingt, die Bakterien im Mund in einem Gleichgewicht zu halten. Erst wenn dieses aus der Balance gerät, rufen die Keime Entzündungen hervor. Die Behandlung einer Parodontitis setzt bei der Reduktion dieser Bakterien an. Das gelingt durch die Entfernung des Zahnbelags, in dem sich die Keime ansiedeln und vermehren.

Die Therapie der Parodontitis

An Hand von zwei Fällen aus unserer Praxis zeigen meine Kollegin und ich in dem Fachbeitrag, dass eine Parodontitis-Behandlung zwar einem typischen Schema folgt, aber jeweils auf den individuellen Befund abzustimmen ist.

Grundsätzlich lässt sich eine Parodontitis-Therapie in folgende Blöcke gliedern:

  1. Phase: Infektion bekämpfen (Beläge ober- und unterhalb des Zahnfleischsaumes beseitigen, Karies behandeln, Mundhygiene kontrollieren und optimieren)
  2. Phase: Korrigierend eingreifen (Taschen minimieren, Wurzeln reinigen, Knochen aufbauen). In vielen Fällen kann diese Phase entfallen
  3. Phase: Zustand erhalten (mit fortlaufender unterstützender Parodontitis-Therapie, UPT)

Nach jeder Maßnahme bewerten wir mit einem gewissen zeitlichen Abstand die Ergebnisse, besprechen sie mit dem Patienten und schlagen ein weiteres Vorgehen vor. In den beiden Fällen von schwerer chronischer Parodontitis, die wir im Fachbeitrag darstellen, unterschied sich die gewählte Behandlung.

Schwere chronische Parodontitis: Beispielfall 1

In ersten Fall nimmt der Patient zusätzlich zur 1. Phase der Therapie (Beseitigung der Beläge) Antibiotika ein. Diese Medikamente können dazu beitragen, Entzündungen einzudämmen, Zahnfleischtaschen zu verkleinern und die Anhaftung des Zahnfleisches am Zahn (Attachment) zu verbessern. Bei sehr stark fortgeschrittener Parodontitis bringen diese Medikamente einen Zusatznutzen. Außerdem macht es ein sehr starker Attachmentverlust unmöglich, die Situation durch einen korrektiven Eingriff zu verbessern. Bei diesem Patienten folgt auf die erste also direkt die dritte Therapiephase. Eine unterstützende Parodontitis-Therapie (UPT) im zweimonatlichen Abstand sowie eine verbesserte häusliche Mundhygiene zeigen Wirkung: Auch heute noch, elf Jahren später, ist der Zustand seines Gebisses stabil!

Schwere chronische Parodontitis: Beispielfall 2

Im zweiten beschriebenen Fall folgt auf die erste Therapiephase die zweite: Durch eine offene Operation am Zahnfleisch gelingt es uns, Ablagerungen auch an schwer zugänglichen Stellen der Wurzeln zu entfernen. Dabei platzieren wir das weiche Gewebe so, dass wir Taschen reduzieren und damit Nischen für Bakterien entfernen. Im dritten Schritt folgte auch hier eine regelmäßige UPT alle drei Monate. Außerdem befähigen wir den Patienten, sein Gebiss zu Hause optimal zu reinigen. Auch hier gibt der Erfolg dem Vorgehen recht: Seit nunmehr vier Jahren gelingt es, das Attachment-Niveau stabil zu halten.

Mit richtiger Therapie Zähne langfristig erhalten

Unser Fazit: Eine Parodontitis verursacht Schäden am Zahnhalteapparat, die sich nur teilweise rückgängig machen lassen. Trotzdem: Mit der richtigen Therapie und einer fortlaufenden Betreuung gelingt es, einen sicheren, gesunden Zustand herzustellen und die Zähne über viele Jahre und Jahrzehnte zu erhalten.

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